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Etappe 2021/06 [0264] | ||
Mongerrati - Scillato - Cerda - Caccamo | |||
71 km | |||
1250 Hm (garmin edge 1000) |
Mit dem Fahrrad von Catania über Palermo und Neapel nach Rimini. Radtour durch Italien. |
![]() Da es und nicht gelungen ist, das Frühstück in unserer Unterkunft auf vor 08:00 runterzuhandeln, haben wir heute etwas länger geschlafen. Hier im Norden der Insel ist etwas kühler als im Landesinneren und so konnten wir trotz des späten Starts die ersten 20 km bei einer Temperatur von unter 30°C fahren. Man freut sich auf der Tour auch über Kleinigkeiten. |
![]() Irgendwann sind wir dann in eine Kuhherde geraten. Da es nicht die erst Kuhherde ist, durch die wir radeln, wollten wir mit geringem Tempo die Herde, die in die gleiche Richtung zieht wie wir, durchqueren. Also mittendurch überholen. Der Bauer hatte jedoch andere Vorstellungen und gab uns auf italienisch irgendwelche Kommandos, die wir nicht verstanden haben. Das wiederum hat er nicht verstanden und die Situation wurde etwas unübersichtlich. Am Ende sind die Kühe auf eine Wiese abgebogen und wir konnten weiter. Zurück blieben Kühe, die entspannt saftiges Gras gefrühstückt haben und ein Bauer, der uns für etwas begriffsstutzig hält. |
![]() Nachdem wir bei Scillato die Autobahn A19 Palermo - Catania unterquert haben, müssen wir auf der anderen Seite des Tal wieder bergauf fahren. Nach wenigen Metern taucht wieder mal eins dieser gelben Verkehrsschilder mit roten Kreis und und irgendwelchen Kilometerangaben auf, von denen wir nicht wissen, was wir davon zu halten haben. Offensichtlich ist ein Teil der Straße gesperrt, soweit verstanden, aber die eigentliche Frage lautet doch, ob wir mit den Fahrrädern trotzdem durchkommen oder nicht. Und das steht auf den Schilden in der Regel nicht drauf. Da wir solche Schilder noch nie ernst genommen haben und noch nie unlösbare Probleme bekommen haben, fahren wir auch an diesem Schild voller Zuversicht vorbei. |
![]() Diesmal stehe das Schild aber zurecht dort, die asphaltierte Straße hört einfach im nirgendwo auf. Aber offensichtlich sind wir nicht die ersten, die sich hier vorbeiquälen: neben der durch einen Hangrutsch unpassierbar gewordenen Straße hat sich ein Trampelpfad ausgebildet, der zunächst bergab, dann aber mit knackiger Steigung über lockeren Boden mit Geröll steil bergauf führt. Das volle Ausmaß des Hangrutsches ist bei google satellite gut nachzuvollziehen. Mit beladenen Tourenrädern eher unangenehm, aber kein unlösbares Problem. Grund genug, auch in Zukunft voller Zuversicht an diesen gelben Schildern vorbeizufahren. |
![]() Geschafft! |
![]() In Cerda legen wir eine Pause ein. Die Entscheidung, hier für eine Pause anzuhalten, basiert wie so viele Entscheidungen im Leben auch, auf einem Missverständnis: zunächst haben wir von der Straße aus die gepflegte grüne Wiese gesehen, es für eine kleinen Park gehalten und angesteuert. Aus kürzerer Entfernung stellt sich heraus, dass es sich um einen Kinderspielplatz handelt. Egal, denken wir. Vor Ort müssen wir dann feststellen, dass der Spielplatz wegen Corona geschlossen und das betreten verboten ist. Aber wo wir schon mal da sind, setzen wir uns an einen Kiosk neben der Grünfläche. Cerda war Start und Ziel der Targa Florio, einem Auto-Langstreckenrennen auf öffentlichen Straßen durch Sizilien. Von 1906 bis 1977 fand das Rennen jährlich statt und war in den 20er Jahren das wichtigste Sportwagenrennen überhaupt - was auch daran lag, dass andere Veranstaltungen wie die 24 Stunden von Le Mans, die Mille Miglia sowie die Grand-Prix-Rennen noch nicht etabliert waren. Auch der Porsche Targa hat seinen Namen von dieser Rennstrecke, die zum Teil auch über die Staatsstraße 12o führt, über die wir gerade in Richtung Norden fahren. |
![]() Wir sind nur noch wenige Kilometer von der Küste entfernt, bleiben aber im Gebirge. Fahrradfahren in den Bergen macht einfach mehr Spaß als auf der stark befahrenen Küstenstraße. Das bedeutet aber auch, dass wir fast bis auf Meereshöhe herunterrollen, um dann wieder auf etwa 580m Höhe hinaufzuradeln. |
![]() Unser heutiger Zielort ist Caccamo und wir übernachten in kleine Ferienwohnung mit Sicht auf das Castello di Caccamo. Streng genommen müssen wir auf das Dach der Ferienwohnung steigen, um das Castello zu sehen, aber egal: der Ausblick spektakulär. Die im 12. Jahrhundert erbaute Burg gehört zu den größten und am besten erhaltenen normannischen Wehranlagen auf Sizilien, wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder an den Zeitgeist angepasst, 1963 vom italienischen Staat erworben und restauriert. Also schwer zu sagen, wie viele Steine noch original sind. |
![]() Blick vom Dach unserer Unterkunft. Der freie Blick auf das Castello di Caccamo hat seinen Preis: von der Straße aus mussten wir die Fahrräder und Gepäck 50 Stufen durch die am Hang liegende Altstadt von Caccamo hoch schleppen. Berühmtester Sohn der von Caccamo ist der Mafioso Carlo Gambino (1902–1976), Oberhaupt der nach ihm benannten New Yorker Gambino-Familie. |